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Balustervase mit Rippenstruktur

Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte Fayence [78-6-FA]
68668 (Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte / Holger Vonderlind (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Gerippte Vase in Balusterform mit langem schlanken Hals über konkav geschwungenem, achtseitigem hohen Fuß. Der Korpus ist durch Einschnürungen vom Sockel- und Halsbereich abgesetzt, der Hals zusätzlich mit einem hervortretenden Wulst oberhalb des Übergangs vom Korpus versehen. Auf dem Boden laut Karteikarte blass die Signatur R[ewendt], konnte am Objekt nicht verifiziert werden (zur Marke siehe Graesse, Führer für Sammler von Porzellan und Fayence, 1986, S. 146). Sichtbarer Scherben rötlichbraun, Glasur weiß, stellenweise durchscheinend, Inglasurbemalung in verschiedenen Blautönen: auf der Fußplatte, dem Korpus, Halswulst und Hals gleichmäßiger Blumen-, Mäander- und Punktedekor mit einzelnen hervorgehobenen Chrysanthemenblüten und sogenannten Petersilienblättern, auf dem Fußring Mäander. Glasurabplatzungen am Fuß- und Mündungsrand und einer Rippe des Korpus, dort und am Halsbereich punktförmige geplatzte Glasurbläschen.
Üblicherweise deckte die Glasur aus einer Blei-Zinnoxid-Mischung die gesamte Oberfläche des Scherbens (d. h. des gebrannten Tongefäßes) weiß ab und kam damit der Farbe des begehrten Porzellans nahe (siehe zum Folgenden u. a. Rudi, Europäische Fayencen, 2017, S. 16–23; Mauter/Peibst, Barock-Fayencen, 1994, S. 11–17; Schandelmaier, Niedersächsische Fayencen, 1993, S. 247–250). Bemalt wurden die gebrannten und glasierten Gefäße entweder mit sogenannten Scharffeuerfarben wie in diesem Beispiel in Kobaltblau; Mangan, Grün, Gelb und Schwarz konnten ebenfalls verwendet werden, da sie wie das Blau den besonders hohen Temperaturen im Ofen widerstehen konnten. Bei einem zweiten, dem sogenannten Scharffeuerbrand, verband sich die Glasur mit den Farben zu einer Einheit. Der Nachteil dieses Vorgehens bestand in der Unmöglichkeit der Korrektur: Die Farbe tauchte beim Zeichnen direkt in die Glasur ein, so dass auch von Inglasurmalerei gesprochen wird. Aufglasur- oder Muffelmalerei kann nach dem zweiten Brand erfolgen. Sie lässt eine größere Variation der Farben zu, auch sind Korrekturen möglich. Diese Form des Dekors benötigte jedoch einen dritten kostspieligen Brand, in dem die Fayencen in widerstandsfähigen Gefäßen, den sogenannten Muffeln, geschützt wurden. Die letzte Variante bestand in der Verwendung kalter Farben nach dem Glasurbrand, einer Technik, die keine lange Haltbarkeit des Dekors versprach. In Potsdam und den übrigen Manufakturen der Region überwog die Bemalung mit Scharffeuerfarben.
Die Berliner Manufaktur Wolbeer produzierte bereits etwa 20 Jahre vor Gründung der Potsdamer Manufaktur kleine Balustervasen mit Rippenstruktur und langem, gekröpften Hals (vgl. Rudi, Europäische Fayencen, 2017, Kat. 50–53; GRASSI Museum, Ständige Ausstellung Antike bis Historismus, 2009, Kat. 140f.; Beispiele aus Braunschweig sind ebenfalls bekannt, vgl. Schandelmaier, Niedersächsische Fayencen, 1993, Kat. 23 & 24). Das Motiv erscheint als Abwandlung des in Manufakturen in Süddeutschland entwickelten Vögelesdekors (lt. Bruckmann’s Fayence-Lexikon, 1981, stammt der Prototyp aus Hanau, ist zeitgleich jedoch in anderen Manufakturen nachgewiesen, vgl. bspw. Riesebieter, Die deutschen Fayencen, 1921, S. 19f.; Glaser, Nürnberger Fayencen, 2017, 13; siehe auch die Vase 78-7-FA in dieser Datenbank). Schlankere Versionen dieses Vasentyps mit Pfauenmotiv sind ebenfalls bekannt.
Diese Vase wurde bereits in mehreren Ausstellungen präsentiert, u. a. in der von Karola Paepke kuratierten AusstellungSammeln – Forschen. Der Potsdamer Sammler Dr. Paul Heiland (1870–1933)“, in der Ständigen Ausstellung des Potsdam Museums in der Breiten Straße ab 1984 und in der Eröffnungsausstellung des Potsdam Museums am neuen (und ursprünglichen) Standort am Alten Markt 2012/13 „Friedrich und Potsdam. Die Erfindung (s)einer Stadt“. Seit Herbst 2013 ist sie Bestandteil der aktuellen Ständigen Ausstellung des Potsdam Museums. Die Provenienz der Vase ist nicht bekannt, der erste erhaltene dokumentierte Eintrag in einem Inventarbuch der Sammlungen Glas/Keramik stammt aus dem Jahr 1949. [Uta Kumlehn]

Material/Technik

Ton / glasiert, Inglasurmalerei

Maße

H. 30,5 cm; Dm. Fuß 11,5 cm; Dm. Öffnung 6 cm

Literatur

  • Götzmann, Jutta, im Auftrag der LH Potsdam, Der Oberbürgermeister (Hg.) (2012): Friedrich und Potsdam - Die Erfindung (s)einer Stadt (Katalog zur Ausstellung im Potsdam Museum vom 20. August bis 2. Dezember 2012). München, Katalog Nr. 143
  • Kaiser, Uta (2019): Auf den Spuren Italiens. Die Sammlungen des Potsdam Museums - Forum für Kunst und Geschichte zeigen Zeugnisse italienischer Einflüsse in Potsdam, in: WochenSpiegel, Ausg. 5, 2. Oktober 2019, S. 4. Potsdam, Abb. 1
  • Landeshauptstadt Potsdam. Der Oberbürgermeister (Hg.) (2003): Königliche Visionen. Potsdam. Eine Stadt in der Mitte Europas. Potsdam, Katalog Nr. 4.3.14
Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte

Objekt aus: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte

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